Für die Optimierung von Produktion und Warenwirtschaft, aber auch vieler angrenzender Geschäftsbereiche darüber hinaus, sind ERP-Systeme elementare Werkzeuge. Über viele Jahre hinweg haben sich hier Lösungen etabliert, die mit relativ vergleichbaren Funktionsangeboten die Anforderungen der Anwenderunternehmen, etwa aus Maschinenbau oder Lebensmittelindustrie, mehr oder weniger genau abdecken. Mit dem Wandel der IT- und Kommunikationslandschaft verändern sich jedoch auch die Gewohnheiten und Ansprüche von Menschen und letztlich auch von Unternehmen. Welche Anforderungen sind es, die ERP Lösungen von heute und vor allen Dingen von morgen, erfüllen müssen, um den Ansprüchen moderner Produktions- und Handelsunternehmen und deren Mitarbeitern gerecht zu werden?

1. Flexibilität und Individualität

Phänomene wie Mass Customization, Produktkonfiguratoren für den Endkunden oder 1:1 Betreuung im Dienstleistungssektor gibt es schon lange. Wir werden gerade im Konsumbereich auf Individualität und Selbstverwirklichung geprägt. Was der Einzelne im privaten Bereich erlernt, erwartet er auch immer stärker in seinem beruflichen Umfeld. So sind ERP Systeme nicht mehr länger nur Mittel zum unternehmerischen Zweck, sondern werden für den Einzelnen zu einem sehr engen Begleiter und treuen Assistenten im beruflichen Alltag. Und dieser soll nun eben nicht mehr nur die Geschäftsprozesse bestmöglich unterstützen, wie das der ERP Hersteller vorgibt, sondern den Wünschen des Anwenders 1:1 entsprechen. Über die zurecht geforderte Anpassungsfähigkeit des Systems auf die individuellen Geschäftsprozesse eines Unternehmens hinaus, entsteht also auch immer mehr ein Flexibilitätsanspruch, der auf individuelle Gestaltung der Oberfläche, Bedienbarkeit und persönliche Vorlieben des Einzelanwenders abzielt.

2. Mobilität

Eng verbunden mit dem zuvor beschriebenen Mechanismus, privat Gewohntes auch im geschäftlichen Umfeld nutzen können zu wollen, ist der Wunsch nach Mobilität im Unternehmensalltag, und das immer stärker auch im ERP Umfeld. Bestimmte Aufgaben in Produktion und Warenwirtschaft von überall aus und zu jeder Zeit auf dem Smartphone oder Tablet-PC ausführen zu können, bringt nicht nur für den einzelnen Mitarbeiter selbst Vorteile mit sich, sondern kann ein Unternehmen als Arbeitgeber für Bewerber interessanter machen und ist für bestehende Mitarbeiter in manchen Fällen ein Grund, sich stärker ans Unternehmen zu binden. Eine wesentliche Arbeitserleichterung stellt alleine schon die Möglichkeit dar, Dokumente aus dem ERP jederzeit auf dem mobilen Endgerät einsehen zu können, etwa Belege aus dem Ein- und Verkauf und dem Lager oder Dokumente aus der Produktion.

3. Integrationsfähigkeit

Im Zuge von Industrie 4.0 wird die enge Verzahnung von Maschinen mit Softwaresystemen gefordert. Dieser Gedanke wird künftig wohl noch stärker auf die Integration zwischen Softwaresystemen ausgedehnt werden. CRM, Dokumentenmanagement und Groupware Komponenten müssen dann nicht länger parallel zu produktions- und warenwirtschaftsunterstützenden Systemen geführt werden, sondern können gemeinsam mit letzteren ein durchgängiges Gesamtsystem bilden. Am Ende muss ein integriertes IT-System verfügbar sein, dass neben der Hardware- bzw. Maschinen-Anbindung sämtliche betriebswirtschaftliche Bereiche wie CRM, DMS, Groupware, Warenwirtschaft und Produktion prozessorientiert, im besten Fall unter einer einheitlichen Oberfläche, vereint.

4. Kurze Kommunikationswege

Für Produktions- und Handelsunternehmen werden kurze Kommunikationswege mehr und mehr zum Wettbewerbsvorteil. Teamarbeit ist gefragt, wenn es um Lagerbestände, Maschinenauslastungen oder Arbeitspläne geht. Eine gelingende Teamarbeit benötigt auch den einfachen Zugriff auf die jeweils relevanten Dokumente, über die kommuniziert werden soll. Eine wie oben beschriebene Integration hat u.a. den Vorteil, Gruppen- und Kommunikationswerkzeuge genau wie alle zu einem bestimmten Prozess gehörigen Dokumente gegebenenfalls direkt aus dem ERP heraus nutzen zu können. So kann z.B. ein Dokument über einen Produktionsplan einfach per Anmerkung an einen Kollegen oder eine komplette Abteilung weitergegeben werden. Das ERP der Zukunft integriert nicht mehr nur die Unterstützung von Kernprozessen wie Produktion und Warenwirtschaft, sondern auch alle unterstützenden Prozesse wie Kommunikation, Teamarbeit oder Dokumentenmanagement.

5. Datensicherheit / IT Security

Der Aspekt der IT-Sicherheit gewinnt generell an Bedeutung. Dies lässt auch den ERP-Bereich nicht unberührt. Ausgereifte Rechte- und Rollenkonzepte, die sich detailliert bis auf Nutzergruppen- und Nutzerebene herunter steuern lassen, werden in Zukunft die Basis bilden für ein Sicherheitskonzept, das auch im ERP sämtliche Anforderungen der Zutritts-, Zugangs- und Zugriffskontrolle erfüllen kann. Der Schutz von informationskritischen betriebswirtschaftlichen Daten steht dabei im Vordergrund. Angesichts der Entwicklung hin zu cloudbasierten Lösungen tun sich neue Sicherheitslücken auf, die die Forderung nach innovativen Sicherheitskonzepten weiter verstärken. Hersteller, die ERP Systeme auf traditionellem Weg zur Verfügung stellen, werden in Puncto Sicherheit möglicherweise noch einen Vorteil gegenüber den Cloud-Anbietern behaupten können.

6. Fazit – ERP der Zukunft

Alles wird flexibler, individueller und persönlicher. Parallel zu dieser Entwicklung wird der Wunsch nach Integration unterschiedlichster betriebswirtschaftlicher Bereiche in das ERP System steigen. Hier spielen vor allem die sog. unterstützenden Prozesse eine Rolle, welche an sämtlichen Stellen der Leistungserstellung entlang der Wertschöpfungskette benötigt werden. So werden die Kernprozesse Produktion und Warenwirtschaft zunehmend von Dokumentenmanagement, CRM und Groupware flankiert und bilden somit gemeinsam das ERP der Zukunft.